Mischling Lucky, 9 Jahre
Bilder mit freundlicher Genehmigung Tierklinik Hofheim. Dres Kessler, Kosfeld, Tassani-Prell, Bessmann, Rupp, Delfs, Schmohl, von Klopmann
Diagnose
Röntgenbefund
Normaler Ernährungszustand. Gute Inspiration.
Ausgehend von den Wirbelkörperendplatten stellen sich bei T4/5 und T12/13 geringe knöcherne Zubildunge dar. An einer der Scapulae ist am Tub. infraglenoidale eine kleine osteophytäre Zubildung sichtbar. Das abdominale Detail ist erhalten.
Die ventrale Begrenzung des cranialen Mediastinum wölbt sich geringgradig konvex nach ventral vor. Insgesamt erscheint die Dichte im Bereich des cranialen Mediastinums erhöht. Die Trachea verläuft nahezu parallel zur Wirbelsäule und zeigt auf Höhe des 3. bis 4. Intercostalraums eine dezente Biegung nach dorsal. Auf Höhe des 2. Sternebrae ist eine schlecht begrenzte weichteildichte Verschattung sichtbar (sogenanntes „extrapleural sign“).
Die Lunge weist eine generalisiert, hochgradig erhöhte Dichte auf. Zwischen Herzbasis und Zwerchfell ist die Lunge nahezu vollständig weichteildicht verschattet und die Zwerchfellkontur ist nur noch andeutungsweise nachvollziehbar. Bei genauer Betrachtung sind jedoch noch weiße, lineare Strukturen (Gefäße) abgrenzbar. Die Dichte der übrigen Lunge ist weniger stark erhöht und es ist eine schlecht begrenzte, netzartige Verdichtung vorhanden. Über das gesamte Lungenfeld sind multiple, teilweise unscharf begrenzte Knoten unterschiedlicher Größe sichtbar.
Röntgendiagnose
- Hgr. interstitielle Lungenzeichnung mit multiplen Knoten (retikulonodulär)
- Ventrale Konvexität craniales Mediastinum
- Extrapleurale, weichteildichte Struktur dorsal des 2. Sternebrae
- Spondylosen
- Ggr. Arthrose Schultergelenk
Diskussion
Die Befunde der Lunge sprechen für eine Neoplasie (primär vs. sekundär).
Die Veränderungen des cranialen Mediastinums sind verdächtig für das Vorliegen einer Raumforderung im craniodorsalen Mediastinum. Differentialdiagnostisch kommen für craniodorsale, mediastinale Raumforderungen eine Lymphadenomegalie der cranialen, mediastinalen Lymphknoten, eine Pathologie ausgehend vom Ösophagus (Neoplasie, Granulom, …) sowie mediastinale Hämatome/Blutungen, Abszesse, Granulome oder Entzündungen in Betracht (z.B. nach perforierender Verletzung des Ösophagus, Nokardiose, …).
Bei der Struktur dorsal des zweiten Sternebrae besteht der Verdacht auf einen vergrösserten, sternalen Lymphknoten.
Die hgr. Verdichtung caudodorsal des Herzens kann Folge der hgr. Verdichtung der Lunge sein, differentialdiagnostisch kann basierend auf der lateralen Aufnahme, eine Raumforderung im caudalen Mediastinum, z.B. ausgehend vom Ösophagus, eine Hämatom, eine Zellulitis, ein Abszess oder ein Granulome nicht sicher ausgeschlossen werden. Zur Unterscheidung ist eine ventrodorsale Ebene notwendig.
In Zusammenhang mit den Lungenbefunden ist eine Neoplasie mit Metastasierung und sekundärer Lymphadenomegalie am wahrscheinlichsten.
Empfehlung
- linkslaterale und ventrodorsale Röntgenaufnahme und/ oder
- computertomographische (CT) Untersuchung des Thorax
Outcome
Bei Lucky lag ein Karzinom im Bereich des Kehlkopfes vor.
Computertomographisch bestätigt sich die hgr. interstitielle Lungenzeichnung mit multiplen Knoten. Die sternalen Lymphknoten sowie die cranialen, mediastinalen Lymphknoten waren hgr. vergrössert. Caudal des Herzen waren keine weiteren Raumforderungen sichtbar, so dass die Verdichtung zwischen Herzsilhouette und Zwerchfell vermutlich Folge einer Überlagerung mit der veränderten Lunge ist.
Die finale Diagnose lautet: Kehlkopfkarzinom mit Lungen- und Lymphknotenmetastasen.
Eine hochgradige interstitielle Lungenzeichnung kann auf den ersten Blick eine alveoläre Lungenzeichnung vortäuschen. Wichtig ist es sich nicht vom ersten Eindruck in die Irre führen zu lassen. Bei genauer Betrachtung sind meistens noch Gefäße in dem hochgradig verdichteten Lungenanteil sichtbar.